ROSAMOND LEHMANN

3. Februar 1901 – 14. März 1990

 

Schriftstellerin, Übersetzerin

 

 

Rosamond Nina Lehmann wurde - während eines heftigen Gewitters - in Fieldhead bei Bourne End, dem Familiensitz im Thames Valley / Buckinghamshire, geboren und wuchs in einer literarisch und künstlerisch gebildeten Familie auf; ihre Großeltern hatten einen Literatur- und Musiksalon, waren u. a. mit Robert Browning, Charles Dickens und Wilkie Collins befreundet, ihre Großmutter, eine begnadete Pianistin, spielte mit Clara Schuhmann. Rosamonds Mutter, die Amerikanerin Alice Marie Davis, 17 Jahre jünger als ihr Mann, hatte am Radcliffe College in Cambridge / Massachusetts mit hervorragenden Noten eine Studium der Geschichte abgeschlossen und stand der Suffragettenbewegung sehr nahe, ihr Vater Rudolf Chambers Lehmann war Schriftsteller, Verleger, Mitarbeiter des Punch und Abgeordneter der Liberalen.

Rosamond war die mittlere von drei Töchtern: Helen war zwei Jahre älter, sie arbeitete später für die Society of Authors, eine britische Schriftstellergewerkschaft, und Beatrix, um zwei Jahre jünger, wurde eine bekannte Schauspielerin, deren Karriere wegen ihrer kommunistischen Überzeugungen etwas litt; Rosamond fühlte sich als Sandwich-Kind, was ihre Lehrerin Miss Davis veranlasste, ihr tröstend zu versichern, dass dies wie Marmelade zwischen zwei Broten sei. Das jüngste Kind der Familie war der spätere Schriftsteller, Verleger und Mitarbeiter der Hogarth Press John Lehmann. Den Kindern stand die große Bibliothek der Eltern offen, es wurde über Literatur diskutiert und Rosamond las sich durch die gesamte Bandbreite der viktorianischen SchriftstellerInnen. Der sportbegeisterte Vater brachte den Kindern schwimmen und rudern bei, und errichtete am eigenen Grund ein Schulhaus, den "Pavilion", wo sowohl seine Töchter als auch die Töchter von Nachbarsfamilien privat unterrichtet wurden.

Rosamond schrieb bereits in jungen Jahren Gedichte und veröffentlichte mit sechzehn eines im Cornhill Magazine; mit achtzehn gewann sie ein Stipendium am Girton College, Cambridge, studierte dort von 1919 bis 1922 Englische Literatur und Sprachen, war aktiv im Schwimmclub und wurde Vizepräsidentin des Debattierclubs; außerdem schrieb sie Beiträge für das von ihrem Vater mitgegründete Cambridge StudentInnenmagazin Granta.

Nach ihrem Studium verbrachte sie ein Jahr zu Hause in Fieldhead, um bei ihrem Vater zu sein, der an Parkinson erkrankt war. Im Dezember 1923 heiratete sie Walter Leslie Runciman, Sohn einer vornehmen und reichen Methodisten-Familie, den sie durch seine Schwester Margaret in Cambridge kennen gelernt hatte. Vorübergehend lebten sie in Liverpool und übersiedelten dann nach Newcastle-upon-Tyne (3 Sydenham Terrace); sie war enttäuscht von der neuen Umgebung und bald frustriert von der Beziehung. Als sie schwanger wurde bestand ihr Mann - der aus philosophischen Gründen kinderlos bleiben wollte - auf eine Abtreibung; für Rosamond bedeutete es das Ende ihrer Ehe. Sie zog sich in ein Bauernhaus in Dorset zurück, wo sie ihren ersten Roman schrieb. Sie lernte George (Dadie) Ryland, Lehrer, Schauspieler und späterer Shakespeare-Forscher, kennen, der ein enger Freund bis zu ihrem Lebensende werden sollte; er las das Manuskript bei einem Besuch in ihrem Sommerhaus in Northumberland und vermittelte es an Harold Raymond vom Verlag Chatto & Windus; nach kurzer Zeit bekam sie die Nachricht, dass man sie für eine viel versprechende Autorin halte und ihr Buch veröffentlichen werde.

Nach der Trennung von ihrem Mann, lebte sie kurze Zeit bei ihrer Schwester Beatrix, besuchte Freunde und die Familie ihrer Mutter in den USA, mietete Mill House in Tidmarsh, das davor Lytton Strachey und Dora Carrington bewohnt hatten, und übersiedelte dann nach Quainton in der Nähe von Aylesbury / Buckinghamshire. Im November 1928 heiratete sie den Maler und Geschäftsmann Wogan Philipps (1902–1993), später Lord Milford und das einzige kommunistische Mitglied im House of Lords. Wogan Philipps hatte auf Wunsch seines Vaters im Betrieb der Runcimans in Newcastle gearbeitet und bei seinem Freund Leslie gewohnt: hier begann auch die Liebesbeziehung zu Rosamond.

Nach ihrer Hochzeit lebten die beiden in Kidlington / Oxfordshire (Old Rectory Farm), dann von 1930 bis 1939 in Ipsden House in der Nähe von Oxford und zeitweise in Picton Castle, Llanstephan, dem Familiensitz der Philipps in Wales; sie bekamen zwei Kinder: Hugo wurde 1929 unter schwierigen Umständen für Mutter und Kind geboren, Sarah Jane (Sally) kam 1934 zur Welt.

Ipsden House, das davor dem Schriftsteller Charles Reade gehört hatte, wurde neu eingerichtet, John Banting, der auch Umschläge für die Hogarth Press gestaltete, malte surrealistische Wandgemälde, Dora Carrington bemalte die Türen der Kinderzimmer mit Tiermotiven, die Bilder Wogan Philipps schmückten die Wände.

Das Paar führte ein sehr gastfreundliches Haus: übers Wochenende waren häufig Vanessa Bell und Duncan Grant, Julian Bell, David Garnett, George Ryland, Virginia und Leonard Woolf, Raymond Mortimer und andere des Bloomsbury Kreises zu Besuch. Trotzdem fühlte sich Rosamond aber dem Kreis nicht wirklich zugehörig; sie bewunderte Virginia Woolf, las alles von ihr, fand aber ihre Essays und theoretischen Schriften besser als ihre Romane, deren Heldinnen ihrer Meinung nach nicht real wirkten.

Rosamond und ihr Mann waren eng mit Lytton Strachey und Dora Carrington befreundet, sie unternahmen gemeinsame Reisen, besuchten die beiden im nicht weit entfernten Ham Spray und standen Lytton Strachey in den Wochen vor seinem Tod Anfang 1932 zur Seite. Mit dem Selbstmord Carringtons im März 1932 - einen Tag davor war sie noch auf Besuch in Ipsden House - verlor Rosamond eine enge Freundin, eine Frau - so schrieb sie - die sie geliebt hatte, wie keine andere.

Auch Ralph Partridge und besonders seine spätere Frau Frances zählten zu ihren Freunden. Häufige Besucher waren Julia Strachey mit und ohne ihren Mann Tommy Tomlin, Hester Chapman, die Fotografin Barbara Ker-Seymer, Wystan Auden, Stephen Tennant und Siegfried Sassoon, Christopher Isherwood und Stephen Spender mit seiner Frau Natasha. Spender zeichnete in seinen Erinnerungen ein schwärmerisches Bild von ihr:

"Rosamond Lehmann war eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, groß, voll bewusster Haltung, aber ihre Herzlichkeit, ihre Lebhaftigkeit verhüteten, dass sie statuenhaft kalt wirkte. Sie hatte mandelförmige Augen, einen entschlossenen Mund, der im Widerspruch zu dem Eindruck unbeherrschter Impulsivität stand, den ihre oft von zartem Erröten überflogenen Wangen erweckten. Sie gab sich mit ungestümer Wärme, aber dahinter verbarg sich kühle Selbstbeherrschung, das Eigenleben des künstlerischen Menschen. Damals schien sich ihre Schönheit voll entfaltet zu haben, aber wenn ich ihre Lichtbilder betrachte, finde ich ihre Züge zu gerundet, zu mädchenhaft; erst die Jahre meißelten das Skulpturhafte ihrer Erscheinung heraus, an das man sich in ihrer Gegenwart gemahnt fühlt. Sie zählt zu den Frauen, bei denen sogar graues Haar wie ein Sieg wirkt, eine Erfüllung der Reife, die ihre Jugend verheißen hat.” (Spender, S. 182f.)

1933 unternahm Rosamond mit Paul Cross und Angus Wilson eine längere Reise zu den Westindischen Inseln, wo Paul Cross in Tobago ein Haus besaß. Nach ihrer Rückkehr wurde sie schwanger mit Sally, obwohl ihre Ehe nicht mehr glücklich war: Wogan Philipps hatte eine Affäre mit Julia Strachey und auch sie war kurzzeitig in verschiedene Männer verliebt gewesen. Während dieser Zeit war Wogan Philipps viel mit Augustus John unterwegs, sowohl bei Pubtours als auch auf Reisen, er engagierte sich immer mehr politisch und ging schließlich - gemeinsam mit Stephen Spender - nach Spanien, um sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg anzuschließen. Er arbeitete zunächst als Lastwagen- und dann als Ambulanzfahrer, wurde aber im Mai 1937 verwundet und kehrte nach England zurück.

Im Sommer 1936 lernte Rosamond während eines Aufenthaltes bei ihrer Freundin Elizabeth Bowen auf Bowen’s Court in der irischen Grafschaft Cork den marxistischen Intellektuellen und walisischen Journalisten Goronwy Rees - nach Virginia Woolf klein, gehemmt, ungebildet, intelligent -, kennen und hatte eine heftige Beziehung mit ihm. Elizabeth Bowen, die selbst ein Auge auf Rees geworfen hatte, verarbeitete diese Enttäuschung in ihren Roman "The Death of a Heart" / "Kalte Herzen". Die Beziehung endete, als Goronwy Rees eine um vieles jüngere Frau heiratete.

Ende 1940 trennte sie sich von ihrem Mann, wohnte vorerst mit den Kindern bei ihrer Mutter, ging trotz der Luftangriffe nach London und mietete dann Diamond Cottage in Aldworth / Berkshire.

Im April 1941 verliebte sich Rosamond in den britisch-irischen Dichter Cecil Day-Lewis (1909–1972), der zwar eine Familie in Devon hatte, aber die folgenden neun Jahre größtenteils mit ihr zusammen lebte. Er verdiente sich seinen Unterhalt u. a. auch dadurch, dass er unter dem Pseudonym Nicholas Blake eine Reihe von Kriminalromanen (Hauptfigur ist der exzentrische und literaturbewanderte Detektiv Nigel Strangeways mit autobiografischen Anklängen) schrieb. Bei der Hogarth Press erschienen drei Bände seiner Gedichte, gemeinsam mit Auden und Spender zählte er zu der neuen linken Dichtergeneration der 30-er Jahre.

Während des Krieges lebte Rosamond mit den Kindern in Berkshire - 1942 wohnte auch einige Monate der Dichter Laurie Lee, ein Freund Cecil Day-Lewis’, Stephen Spenders und John Lehmanns im Cottage -, 1946 kaufte sie mit den Tantiemen aus Filmrechten das Manor House in Little Wittenham, Abingdon, an der Grenze Berkshire / Oxfordshire, renovierte es und baute ein Studio für ihre Schwester Beatrix aus. Gemeinsam mit Cecil Day-Lewis gab sie ab 1945 die Literaturzeitschrift Orion heraus, die allerdings nur viermal erschien und 1947 wieder eingestellt wurde.

1950 ließ sich Day-Lewis scheiden, beendete abrupt die Beziehung und heiratete kurz darauf die Schauspielerin Jill Balcon - für Rosamond bedeutete dies eine der größten Katastrophen ihres Lebens. Sie stürzte sich in verschiedene, nicht lange andauernde Beziehungen, verkaufte ihr Haus in Little Wittenham und übersiedelte in eine Wohnung nach London (70 Eaton Square).

1958 starb ihre Tochter Sally, die mit dem Dichter und Journalisten Patrick J. Kavanagh verheiratet war, in Jakarta an Kinderlähmung; von Kummer zerstört, wollte sie nie mehr schreiben. In dieser Zeit stand ihr Rose Macaulay, die nach dem Tod ihres Lebensgefährten ebenfalls das Schreiben vorübergehend aufgegeben hatte, hilfreich und tröstend zur Seite. Ihr Leben lang Agnostikerin, veränderte der Tod von Sally ihre Einstellung: Rosamond öffnete sich spirituellen Ideen. Sie befreundete sich mit dem Spiritualisten Wellesley Tudor Pole und schloss sich dem College of Psychic Studies in London an, das aus der 1873 gegründeten British National Association of Spiritualists hervorgegangen war, wurde dessen Vizepräsidentin und Herausgeberin der College-Zeitschrift Light.

Rosamond Lehmann war einige Zeit Präsidentin des English Centre of PEN und internationale Vizepräsidentin, sie war auch Mitglied des Rates der AutorInnenvereinigung und Co-Direktorin im Verlag ihres Bruders. 1982 wurde ihr der Titel "Commander oft the British Empire" verliehen und fünf Jahre später wurde sie in die Royal Society of Literature aufgenommen.

Im Alter - von Arthritis und Sehbehinderung geplagt - lebte sie zeitweise in ihrem Haus in der Nähe von Aldeburgh / Suffolk und in London (30 Clareville Grove), wo sie auch im Alter von 89 Jahren an Lungenentzündung starb. Sie war nach wie vor - wie Stephen Spender voraussah - eine, vom Leben geprägte, schöne Frau.

 

Rosamond Lehmanns Romane behandelten vorwiegend die Gefühlswelt von Frauen, ihre Suche nach dem eigenen Ich, nach der Liebe, eingebettet in wunderbare Naturbeschreibungen. Ihre Liebe zu Wasser, Wäldern und Pflanzen wurde in ihren Romanen genauso sichtbar wie die Liebe zu Hunden, mit denen sie sich seit ihrer Jugend umgeben hat: in jedem ihrer Romane kommen sie vor.

Ihr 1927 erschienener erster Roman "Dusty Answer” ("Mädchen auf der Suche" / "Dunkle Antwort") beschrieb die Kindheitserinnerungen und die Zeit des Erwachsenwerdens einer jungen Frau, ihre enge Beziehung zu einer Kollegin im College und ihre Träume, die von der Realität oft weit entfernt waren. Das Buch wurde von der Presse vorerst geteilt aufgenommen, dann aber über Nacht ein Erfolg. Der Schriftsteller Alfred Noyes zog in der Sunday Times Vergleiche mit Keats, wenn er zu dieser Zeit ein junger Schriftsteller gewesen wäre. Compton Mackenzie und John Galsworthy, der zu einem engen Freund und späteren Paten ihrer Tochter wurde, schrieben ihr wohlwollende Briefe. Für Rosamond Lehmann bedeutete das den Beginn eines Lebens als Schriftstellerin. Nach dem Bestseller "Dusty Answer", der sich vor allem in Frankreich zu einem Kultbuch entwickelte, aber auch wegen seiner lesbischen Anklänge zu heftigen Diskussionen beitrug, veröffentlichte sie 1930 "A Note in Music" ("Wintermelodie"), einen Roman über zwei Frauen in einer nordenglischen Industriestadt, die in tristen Eheverhältnissen leben, aus denen sie sich nicht lösen können. Das Buch wurde weniger gut rezensiert, von E. M. Forster aber geschätzt und von Virginia Woolf mit Respekt aufgenommen: "... sie hat all die Fähigkeiten (nehme ich an), die mir fehlen; kann eine Geschichte bauen, & Entwicklung & Charaktere & so weiter" (Tagebücher 3, S. 460), aber auch etwas herablassend als eines der Bücher, die ab und zu aufblitzen, dann aber verlöschen, bezeichnet.

1931 erschien als Nummer 3 der "Hogarth Letters", in einer Auflage von 4000 Stück, "A Letter to a Sister", ein unterhaltsamer Essay an eine ungenannte Schwester, in dem sie u. a. eine Reise im Sommer 1930 - gemeinsam mit ihrem Mann und mit George Rylands - zu den französischen Kathedralen beschrieb und sich Gedanken über die Häuslichkeit, über die Freuden des Sommers am Land oder über die Stärke nostalgischer Gefühle machte. Die Umschläge dieser Reihe wurden von John Banting gestaltet.

Danach folgten 1932 "Invitation to the Waltz" ("Aufforderung zum Tanz") und 1936 "The Weather in the Streets" ("Wie Wind in den Straßen", 1983 englische Verfilmung mit Michael York): in beiden erleben wir die Hauptfigur Olivia, anfangs als Kind und junges Mädchen auf ihrem ersten Ball, später als geschiedene Frau, verliebt in einen verheirateten Mann. Die Figur der Amanda in "Wie Wind in den Straßen" hat ein wenig von Angelica Garnett, der Tochter Vanessa Bells, die Malerin und Fotografin Anna Cory ähnelt Carrington und eine Abendgesellschaft versammelt Figuren wie Vanessa Bell, Lytton Strachey u. a. der Bloomsburies. Die Romane mit ihren autobiografischen Anklängen wurden zu Bestsellern. In den nächsten Jahren schrieb sie das Theaterstück "No More Music" (1939), das mit ihrer Schwester in der Hauptrolle aufgeführt wurde und eine Serie von sehr populären Kurzgeschichten für die von ihrem Bruder in der Hogarth Press herausgegebene Reihe "New Writing", die 1946 in dem Sammelband "The Gypsy’s Baby" veröffentlicht wurden. In ihrem 1945 erschienenen Roman "The Ballad and the Source" ("Unersättliches Herz") schuf sie in der Hauptperson Sybil Jardine eine faszinierende alte Frau, deren Leben voll Leidenschaft, aber auch Schuld war. Nach ihrem äußerst erfolgreichen Roman "The Echoing Grove" (1953, "Der begrabene Tag", Film "The Heart of Me"), der die Beziehung zweier sehr ungleicher Schwestern behandelte, trat - bedingt durch den Schmerz über den Tod ihrer Tochter - eine Pause in ihrem Schreiben ein. Erst 1963 veröffentlichte sie Fragmente ihres Lebens in "The Swan in the Evening" ("Der Schwan am Abend"), wo sie - als Agnostikerin dem Nihilismus zugewandt - ihren Wandel zu einer spirituellen Denkweise beschrieb und ihre psychischen Experimente und spirituellen Erfahrungen nach dem schrecklichen Verlust analysierte. In ihrem letzten Roman "A Sea-Grape Tree" (1976) ist wieder Sybil Jardin die Hauptperson, diesmal aber aus der Sicht ihrer neu gewonnenen Lebenseinstellung. Ein geplanter dritter Roman mit der Hauptfigur Sybil Jardin kam nicht mehr zur Ausführung.

Rosamond Lehmanns Romane gerieten in Vergessenheit, bis sie der Virago Verlag in den 80er-Jahren wieder neu auflegte, Übersetzungen in Deutschland und Frankreich erschienen und die neue Frauengeneration Interesse daran fand. 1985 erschien als letztes Buch "Rosamond Lehmann’s Album" mit Texten und Fotos von ihr, ihrer Familie, ihren Männern, ihren Freundinnen und Freunden.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Rosamond Lehmann auch Mitherausgeberin der ersten drei Bände von Orion: A Miscellany (1945/46), in denen u. a. Texte von C. Day-Lewis, Elizabeth Bowen, Edward Sackville-West, Edith Sitwell erschienen; darüberhinaus war sie auch als Übersetzerin tätig: z. B.  Jean Cocteau: "Les Enfants Teribles" und Jacques Lemarchand: "Geneviève".


Literatur- und Quellenverzeichnis:

J. Howard Woolmer: A Checklist of the Hogarth Press. 1917–1946. Woolmer/Brotherson Ltd., Revere, Pennsylvania 1986

Virginia Woolf: Tagebücher 3, 1925–1930, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1999

Virginia Woolf: Tagebücher 4, 1931–1935, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003

Virginia Woolf: Tagebücher 5, 1936–1941, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008

Virginia Woolf: Briefe 2. 1928–1941. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006

Girton College Register 1869–1946. Cambridge 1948

Claire Buck (Ed.): Women's Literature A - Z. Bloomsbury Publishing, London 1994

Lorna Sage: The Cambridge Guide to Women’s Writing in English. Cambridge University Press 1999

Joanne Shattock: The Oxford Guide to British Women Writers. Oxford University Press, Oxford 1994

Selina Hastings: Rosamond Lehmann. Chatto & Windus, London 2002

Hermione Lee. Virginia Woolf. Ein Leben. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1999

Pamela Todd: Die Welt von Bloomsbury. Auf den Spuren von Virginia Woolf und ihren Freunden. Nicolai, Berlin 1999

Christine Frick-Gerke (Hg.): Inspiration Bloomsbury. Der Kreis um Virginia Woolf. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2003

Stephen Spender: Welt in der Welt. Eine Autobiographie. Piper, München 1992

Jane Hill: Dora Carrington. Leben zwischen Kunst und Liebe - eine Biographie. Knesebeck, München 1995

Rosamond Lehmann: Der begrabene Tag. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1994

Rosamond Lehmann: Mein erstes Buch. In: Dunkle Antwort. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1989

Rosamond Lehmann: Der Schwan am Abend. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1988

Rosamond Lehmann: Wind in den Straßen. Ehrenwirt, München 1990

Rosamond Lehmann: Aufforderung zum Tanz. Ehrenwirt, München 1988

Rosamond Lehmann’s Album. With an Introduction & Postscript by Rosamond Lehmann. Chatto & Windus, London 1985

Susan Brown, Patricia Clements, Isobel Grundy: The Orlando Project. 2006-2017 / Suche: Rosamond Lehmann (http://orlando.cambridge.org/public/svPeople?person_id=lehmro)

The Paris Review. The Art of Fiction No.88: Rosamond Lehmann (www.theparisreview.org/viewinterview.php/prmMID/2894)

www.everything2.com/?node=Rosamond+Lehmann

Welsh Biography Online: wbo.llgc.org.uk/en/s6-PHIL-WOG-1902.html

 

Bildnachweis:

Beatrix, Helen, John und Rosamond mit ihren Eltern Alice Marie und Rudolf Chambers Lehmann: Rosamond Lehmann’s Album.

Chatto & Windus, London 1985, S. 19

Privatschule der Lehmanns: Rosamond Lehmann’s Album, s.o., S. 17

Rosamond mit ihrem Bruder John Lehmann und Lytton Strachey, 1920-er Jahre: commons.wikimedia.org/wiki/File:Rosamond_Lehmann_with_her_brother_John_and_Lytton_Strachey.jpg

Wogan Philipps: Rosamond Lehmann’s Album, s.o., S. 31

Rosamond Lehmann mit Sally und Hugo: Selina Hastings: Rosamond Lehmann. Chatto & Windus, London 2002

Ipsden House: Rosamond Lehmann’s Album, s.o., S. 34

Giraffe von Dora Carrington: Jane Hill: Dora Carrington. Leben zwischen Kunst und Liebe - eine Biographie. Knesebeck, München 1995, S. 69

Rosamond Lehmann 1933 in Tobago: Rosamond Lehmann’s Album, s.o., S. 65

Cecil Day-Lewis um 1936: by Howard Coster, © National Portrait Gallery, London, NPG x1611, www.npg.org.uk/collections/search/portrait/mw162015/Cecil-Day-Lewis?

Rosamond Lehmann in den späten 1930-er Jahren: by Howard Coster, © National Portrait Gallery, London, NPG x23299, www.npg.org.uk/collections/search/portrait/mw119747/Rosamond-Nina-Lehmann?

Rosamond Lehmann 1981: by Tara Heinemann, © Tara Heinemann

 

Beatrix, Helen, John und Rosamond mit ihren Eltern Alice Marie und Rudolf Chambers Lehmann

Beatrix, Helen, John und Rosamond mit ihren Eltern Alice Marie und Rudolf Chambers Lehmann

Ab Oktober 1905 besuchte Rosamond mit ihrer Schwester Helen und Kindern aus der Nachbarschaft die Privatschule, welche ihr Vater auf seinem Anwesen erbauen ließ; der junge Architekt und Maler George Drinkwater (1880–1941) entwarf das Gebäude. Rosamonds erste Lehrerin Winifred Davis unterrichtete nach der Methode des deutschen  Pädagogen Fröbel, dessen Erziehungsziel es war, freie, kritisch denkende und selbsttätige Menschen aus den Kindern zu machen.

Rosamond und John Lehmann, Lytton Strachey, 1920-er Jahre

Rosamond Lehmann mit ihrem Bruder John und Lytton Strachey in den 1920-er Jahren

Wogan Philipps und Rosamond Lehmann mit Sally und Hugo

Rosamond lebte mit Wogan Philipps und den Kindern von 1930 bis 1939 oberhalb des Dorfes Ipsden. Das aus roten Ziegeln gebaute Queen Anne Haus wurde von ihnen renoviert und umgestaltet: Dora Carrington bemalte z. B. die Tür zum Kinderzimmer mit sechs exotischen Tieren (links: eine Giraffe), John Banting bemalte Wände und entwarf surrealistische Vorhänge. In Virginia Woolfs Augen war die Einrichtung unglücklicherweise "im modernen Stil".

Rosamond Lehmann 1933 Tobago

1933 verbrachte Rosamond mit Paul Cross und Angus Wilson - den "Tidcombe Boys" - sechs Wochen in Tobago, wo Paul Cross ein Haus besaß; beide waren Freunde von John Banting, wohnten in der Nähe von Ipsden und waren dort - besonders für Rosamond - gern gesehene Gäste.

Cecil Day-Lewis und Rosamond Lehmann Ende der 30-er Jahre

Rosamond Lehmann im Alter von achtzig Jahren




Rosamond (Nina) Lehmann - Veröffentlichungen (Auswahl):

Dusty Answer. Chatto and Windus, London / Henry Holt, New York 1927

A Note in Music.Chatto and Windus, London 1930

Letter to a Sister. Hogarth Letters Series 3. Hogarth Press, London 1931

Invitation to the Waltz. Chatto and Windus, London 1932

The Weather in the Streets. Collins, London 1936

No More Music. A Play in Three Acts. Collins, London 1939

The Red-Haired Miss Daintreys. In: John Lehmann (ed.): Folios of New Writing, Spring 1940. Hogarth Press, London 1940

The Ballad and the Source. Collins, London 1944

The Gypsy's Baby and Other Stories. Collins, London 1946

The Echoing Grove. Collins, London 1953

With Wellesley Tudor Pole: A Man Seen Afar. Sir George Lowthian Trevelyan Introduction. Spearman, London 1965

The Swan in the Evening. Fragments of an Inner Life. Collins, London 1967

With Cynthia Hill Sandys: Letters from Our Daughters. College of Psychic Science, London 1971

A Sea-Grape Tree. Collins, London / Harcourt Brace Jovanovich, San Diego 1976

Rosamond Lehmann's Album. Chatto and Windus, London 1985

 

Veröffentlichungen über Rosamond Lehmann (Auswahl):

Diana E. LeStourgeon: Rosamond Lehmann. Twayne’s English Authors. Twayne, New York 1965

Gillian Tindall: Rosamond Lehmann: An Appreciation. Chatto and Windus, Hogarth Press, London 1985Selina Hastings: Rosamond Lehmann. Chatto & Windus, London 2002

Judy Simons: Rosamond Lehmann. Modern Novelists. Northcote House Publishers Ltd, Horndon, Tavistock, Devon 2011


Helga Kaschl: Frauen in Virginia Woolfs Hogarth Press. Verlag Autonomie und Chaos, Berlin 2022

Im Berliner Verlag Autonomie und Chaos erschien im Juli 2022 eine Online-Ausgabe von "Frauen in Virginia Woolfs Hogarth Press" mit zusätzlichen illustrierenden Hintergrundtexten. Das Buch kann kostenlos gespeichert und bei Bedarf ausgedruckt werden (448 Seiten, Format A4).

 

autonomie-und-chaos.de/die-buecher/helga-kaschl-frauen-in-virginia-woolfs-hogarth-press


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